Gesunde und leistungssteigernde Ernährung im Profisport am Beispiel Eishockey
von: Gabriela Hoppe
| 26. August 2015

Ich freue mich sehr über die Kooperation mit den EC Hannover Indians, die ich in dieser Saison ernährungstechnisch beraten darf – mit dem Ziel, das spielerisch und mental bestens vorbereitete Team auch in Sachen gesunder und leistungssteigernder Ernährung fitzumachen. Schließlich ist die Ernährung ein wichtiger Hebel, über den jede(r) Einzelne seine Leistungsfähigkeit, Vitalität und Gesundheit immens beeinflussen kann (siehe auch Abbildung 1).

Rolle der Ernährung im Profisport

Abbildung 1: Ernährung als wichtige Stellschraube für die Leistungsfähigkeit eines Profisportlers.

Das gilt im normalen Leben, zeigt aber insbesondere im Profisport extreme Auswirkungen. Der menschliche Körper besteht aus Billionen kleiner Einheiten, den Zellen. Diese müssen vernünftig versorgt und ernährt werden – nur dann kann unser Körper gesund, stark und zu 100% leistungsfähig sein. Und jede Zelle braucht unterschiedliche Brenn- und Baustoffe, um ihre spezielle Aufgabe zu erfüllen. Vernünftige Zellernährung – das ist schon im „normalen Leben“ nicht immer einfach. Zeitmangel, beruflicher und privater Stress sowie vielleicht auch ein beschränktes Budget liefern häufig bequeme Ausreden, sich größtenteils von Fertignahrung zu ernähren. Vielfach fehlt auch der Durchblick im Dschungel der Ernährungsempfehlungen, welche Nahrungsmittel unseren Körper nun eigentlich wirklich „nähren“ und welche vielleicht eher eine Belastung für den Körper darstellen bzw. ihn in seinen optimalen Funktionen hemmen.

Der Körper eines Profisportlers ist im Vergleich zum „Otto Normalverbraucher“ deutlich härteren Anforderungen ausgesetzt. Nicht nur in der Belastung werden vermehrt Energiereserven benötigt, auch in der Regenertionsphase werden für Reparaturprozesse vermehrt Mikronährstoffe (z.B. Vitamine, Mineralien) bzw. Baustoffe gebraucht.

Für einen Profisportler sind verschiedene, in Abbildung 2 zusammengefasste, Aspekte wichtig, die durch Ernährung (die „richtige“ und auch die „falsche“) beeinflusst werden.

Was die Ernährung alles beeinflusst

Abbildung 2: Wichtige durch die Ernährung beeinflusste Aspekte.

In Bezug auf die Sportlerernährung sind somit meines Erachtens immer zwei Seiten zu betrachten:

  • Wie können „falsche“ Ernährungsgewohnheiten die Leistungsfähigkeit herabsetzen, und was für typische Fehler und Fallstricke gilt es zu vermeiden?
  • Wie kann die Leistungsfähigkeit durch gezielte Nahrungsmittelauswahl und Ernährungstipps noch gesteigert werden, um das Leistungspotenzial optimal zu 100% ausnutzen und abrufen zu können?

Bei einer entsprechenden Beratung müssen natürlich sportartenspezifische Besonderheiten ins Spiel kommen. Im Bereich Eishockey haben wir es mit einer hochintensiven Spielsportart zu tun, die gleichermaßen hohe Anforderungen an Ausdauer, Kraft und Schnellkraft stellt. Durch die Ausrüstung sind zusätzliche Schweiß- und damit Flüssigkeits- bzw. Elektrolytverluste zu erwarten. Eine intensive Vorbereitungsphase mit mindestens zwei Trainingseinheiten pro Tag, „englische Wochen“ mit zwei Spielen pro Woche und wenig Regenerationsphasen sind die Regel. Das bedeutet, dass für Vorbereitungsphase, „normale“ Trainingstage, Spieltage und Regenerationstage zum Teil unterschiedliche Ernährungsempfehlungen ausgesprochen werden müssen. Insbesondere die Vorbereitungsphase sollte genutzt werden, um die Körperspeicher mit Hilfe sehr mikronährstoffreicher Ernährung so gut wie möglich aufzufüllen, da in der Spielsaison von diesen Speichern gezehrt werden muss.

Für Profisportler mit täglichem, intensiven Trainings- bzw. Spielbetrieb gelten andere Empfehlungen zur Nährstoffzusammensetzung als für Nicht- oder Breitensportler (für den „Otto Normalverbraucher“ sollte sich insbesondere die Kohlenhydratzufuhr deutlich niedriger bemessen).
Im Eishockey stehen die Kohlenhydrate als Energielieferanten im Vordergrund. Anteilsmäßig sollte die Zufuhr bei ca. 60% (bis teilweise 70%) liegen; hochwertige Eiweiße (ca. 12%) und hochwertige Fette (ca. 28%) sollten jede Mahlzeit ergänzen. So wird gewährleistet, dass nicht nur ausreichend Baustoffe vorhanden sind, sondern dass die Glykogenspeicher (Glykogen ist die Speicherform von Glucose, der Energieart, die durch Kohlenhydrate geliefert wird) optimal trainiert und im Spielbetrieb genutzt werden können. So werden Leistungseinbrüche insbesondere in der zweiten Spielhälfte vermieden.

Empfehlungen zu einer gesunden Basisernährung (für jeden Tag und das Leben zwischen Saisonende und Saisonstart) bildet die Grundlage der sportartenspezifischen Ernährungsberatung. Hier werden „goldene Ernährungsregeln“ besprochen, die auch für Breiten- oder Nichtsportler gelten und Vitalität und Leistungsfähigkeit sowie Gesundheit eines jeden Menschen stärken. Heruntergebrochen auf einen einfachen Leitsatz liegt man hier sicherlich mit der Empfehlung goldrichtig, so naturnah und naturbelassen wie möglich zu essen und seine Mahlzeiten so oft wie möglich frisch selbst zuzubereiten.

Die grundlegende Beratung zu einer „gesunden Basisernährung“ biete ich im Übrigen in meiner Praxis natürlich auch für jedermann/-frau an. Ob mit aufgesatteltem persönlichem Ernährungskonzept, das individuelle Laborparameter und Stoffwechselgegebenheiten in den Mittelpunkt stellt oder „nur“ in grundlegender, allgemeingültiger Form – das Konzept ist vielfach getestet und die positiven Effekte sind vielfach bewiesen.

Im Einzelnen darf sich das Team der EC Hannover Indians auf verschiedene Themenbausteine freuen, die in Abbildung 3 aufgeführt sind. Natürlich werden wir dabei eishockeyspezifisch ganz konkrete Empfehlungen erarbeiten.

Wichtige Aspekte bei der Ernährungsberatung

Abbildung 3: Wichtige Aspekte bei der Ernährungsberatung von Profisportlern.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und bin gespannt auf erste Feedbacks!