Ständig Blähbauch, Bauchschmerzen oder Verdauungsprobleme – für viele Menschen gehören diese Symptome leider zum Alltag. Doch was, wenn die Ursache tiefer liegt? Die Dünndarm-Fehlbesiedlung (SIBO) ist eine oft unterschätzte Erkrankung, die für diese Beschwerden verantwortlich sein kann. Aber was steckt hinter der bakteriellen Überwucherung des Dünndarms? In diesem Artikel erfährst du alles, was du über SIBO wissen solltest – von den Auslösern und Ursachen über die Symptome bis hin zur Diagnostik und Behandlung.
Was ist SIBO?
SIBO steht für „Small Intestinal Bacterial Overgrowth“, also die bakterielle Überwucherung des Dünndarms. Normalerweise befinden sich die meisten Bakterien in deinem Dickdarm. Bei SIBO gelangen jedoch übermäßig viele Mikroben in den Dünndarm, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben. Dort können sie:
- Nährstoffe aus der Nahrung fermentieren, was zu Blähprozessen und Schmerzen führt.
- Die Schleimhaut des Dünndarms reizen und so Darmbarrierestörungen auslösen.
- Die normale Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen stören.
Die Verbindung zwischen SIBO und Reizdarmsyndrom
Viele Menschen mit diagnostiziertem Reizdarmsyndrom (RDS) haben tatsächlich eine unerkannte SIBO. Studien zeigen, dass bis zu 80 % der Reizdarm-Patient:innen in Wirklichkeit an einer Dünndarm-Fehlbesiedlung leiden. Das erklärt, warum die Symptome wie Blähbauch, Durchfall oder Verstopfung typische Reizdarm-Symptome sind. Während das Reizdarmsyndrom lange als „psychosomatisch“ abgestempelt wurde, bietet die Diagnose SIBO eine greifbare Ursache und somit auch konkrete Behandlungsmöglichkeiten.
Symptome von SIBO
Die Symptome von SIBO sind vielseitig und oft unspezifisch. Zu den häufigsten Beschwerden gehören:
- Blähbauch: Das Gefühl, als wäre der Bauch nach dem Essen aufgebläht wie ein Ballon.
- Bauchschmerzen: Krampfartige Schmerzen, vor allem kurz nach Mahlzeiten.
- Durchfall oder Verstopfung: Manche Betroffene wechseln zwischen beiden Extremen.
- Völlegefühl: Bereits kleine Portionen können unangenehm „schwer“ im Bauch liegen.
- Nährstoffmängel: Durch Verdauungsenzym-Störungen, Magensäuremangel oder Schädigungen der Darmbarriere kann die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt werden.
- Müdigkeit und Erschöpfung: Die gestörte Nährstoffaufnahme kann zu einem Energiemangel führen.
Wenn du diese Symptome öfter verspürst und keine klare Ursache bekannt ist, lohnt es sich, über eine SIBO-Diagnostik nachzudenken.
Wie entsteht eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms?
Die Auslöser und Ursachen von SIBO sind vielfältig und reichen von anatomischen Problemen bis hin zu Funktionsstörungen. Hier sind die häufigsten Risikofaktoren:
- Bewegungsstörungen des Darms: Der Dünndarm hat eine „Selbstreinigungsfunktion“, den sogenannten Migrating Motor Complex (MMC). Wenn dieser gestört ist, können Bakterien leichter im Dünndarm verbleiben. Häufig sind Lebensmittelvergiftungen oder Magen-Darm-Infektionen die Auslöser.
- Verdauungsstörungen: Ein Mangel an Magensäure oder Gallensäuren kann das Wachstum von Bakterien begünstigen und zu gestörten Verdauungsprozessen führen.
- Operationen oder Narben: Nach einer Bauch-OP oder bei Verwachsungen (z. B. durch Endometriose) kann die normale Darmbewegung eingeschränkt sein.
- Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Sklerodermie: Diese können die Nervenfunktion im Darm beeinträchtigen.
- Langfristige Einnahme von Medikamenten: Besonders Protonenpumpenhemmer (PPI) oder Antibiotika können das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen.
Wie wird SIBO diagnostiziert?
Die Diagnostik von SIBO ist nicht immer einfach, da die Symptome oft mit anderen Erkrankungen wie Leaky-Gut-Syndrom oder Unverträglichkeiten überschneiden. Die gängigste Methode ist der Atemtest:
- Laktulose-Atemtest: Dabei trinkst du eine Testlösung, die von den Bakterien im Dünndarm fermentiert wird. Dabei entstehen Gase wie Wasserstoff oder Methan, die im Atem gemessen werden.
- Glukose-Atemtest: Ähnlich wie beim Laktulose-Test, jedoch mit einer anderen Zuckerlösung.
Beide Tests können Hinweise darauf geben, ob eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms vorliegt. Wichtig ist jedoch, dass die Tests von erfahrenen Fachleuten interpretiert werden.
Die unterschiedlichen Typen von SIBO
Es gibt verschiedene Formen der Dünndarm-Fehlbesiedlung, die sich durch die produzierten Gase unterscheiden:
- Wasserstoff-SIBO: Häufig mit Durchfall verbunden.
- Methan-SIBO (oder IMO): Methanproduzierende Mikroben führen oft zu Verstopfung. Eine IMO kann übrigens auch (oder sogar ausschließlich) den Dickdarm betreffen.
- Schwefelwasserstoff-SIBO: Seltener, aber oft mit starken Bauchschmerzen und übelriechenden Blähungen assoziiert.
Die Behandlung kann je nach Typ variieren, weshalb die genaue Diagnose entscheidend ist.
Wie wird SIBO behandelt?
Wirksame Behandlung von SIBO sollte folgende Ziele verfolgen:
- Unterstützung der Darmbewegung und “Reparatur” von Verdauung und Stoffwechsel: Medikamente oder Ernährungsänderungen können den MMC wieder in Gang bringen und die erwünschte Funktion des Verdauungssystems wiederherstellen helfen.
- Optimierung aller Rahmenbedingungen für störungsfreie Körperfunktionen: Dazu gehören neben einer optimalen MIkronährstoffversorgungen auch die Regulation des Entgiftungs- und Ausleitungssystems sowie die Regeneration der Darmbarriere und des Mikrobioms.
- Reduktion der Bakterienüberwucherung: Dies geschieht oft durch Antibiotika oder spezielle antimikrobielle Substanzen in Kombination mit der Stärkung der eigenen Wehrhaftigkeit des Darms über spezielle Pro-, Prä- und Postbiotika.
- Langfristige Vorbeugung: Hier spielen Ernährung und Stressmanagement eine wichtige Rolle.
Die Rolle der Ernährung bei SIBO
Die Ernährung spielt eine untergeordnete Rolle bei der Behandlung. Es kann sinnvoll sein, zur Symptomreduktion sowie zum Erkenntnisgewinn eine spezielle SIBO-Diät durchzuführen. Diese Diät sollte jedoch nur unter Anleitung einer / eines Ernährungsexpert:in umgesetzt werden, da sie langfristig zu Nährstoffmängeln und Störungen des Mikrobioms führen kann.
Langfristige Folgen einer unbehandelten SIBO
Unbehandelt kann eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms erhebliche Auswirkungen auf deine Gesundheit haben. Dazu zählen:
- Chronische Entzündungen: Diese können das Risiko für Darmerkrankungen erhöhen.
- Nährstoffmängel: Insbesondere Eisen- und Vitamin-B12-Mängel sind häufig.
- Beeinträchtigung der Lebensqualität: Ständige Beschwerden können den Alltag erheblich belasten.
Deshalb ist es wichtig, bei Verdacht auf SIBO frühzeitig eine Behandlung zu starten.
Zusammenfassung: SIBO verstehen und handeln
SIBO ist eine ernstzunehmende, aber behandelbare Erkrankung. Die richtige Diagnostik und eine individuell angepasste Therapie können helfen, Beschwerden zu lindern und deine Lebensqualität zu verbessern. Wenn du Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Verdauungsprobleme hast, lohnt es sich, das Thema Dünndarm-Fehlbesiedlung genauer zu betrachten. Schau dir meine Themenseite “Darmgesundheit, Reizdarm, SIBO und IMO” an – dort gebe ich dir viele Hinweise für die nächsten Schritte!
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