Immunsystem und Ernährung
von: Gabriela Hoppe
| 8. Januar 2016

Ernährung ist ein mächtiger Hebel, über den jede(r) Einzelne eigenverantwortlich eine ganze Menge für die eigene Gesundheit tun kann. Unter anderem und insbesondere für ein gut funktionierendes Immunsystem.

Das Immunsystem ist nicht ein einziges Organ oder eine einzige Struktur in unserem Organismus. Vielmehr ist der Begriff ein Sammelbegriff für Immunorgane, Immunzellen und Antikörper. Diese sind an verschiedenen Stellen unseres Körpers anzutreffen; sie bilden in einem komplizierten Zusammenspiel die Abwehr unseres Organismus gegenüber fremden Substanzen oder Lebewesen.

Zum Beispiel gehören zu unserem Immunsystem bestimmte Blutkörperchen, die Lymphozyten. Auch gehören Abwehrzellen dazu, die sich als Proteine im Blut finden. Haut und Schleimhäute (z.B. auch Rachenmandeln und Darmschleimhaut) mit ihrer Barrierefunktion sind ein Teil des Immunsystems. In Bezug auf die Darmschleimhaut, die mit ihrer immensen Oberfläche einen sehr großen Teil der Schleimhautbarriere darstellt, spielt hier u.a. auch die Zusammensetzung der Bakterienflora (die sogenannte Mikrobiota) eine entscheidene Rolle.

Aus meiner Sicht spielt das Immunsystem eine große Rolle dabei, dass das sprichwörtliche Fass (in diesem Beispiel durch unseren Organismus dargestellt) möglichst nicht überläuft und wir gesund bleiben.

Unser Organismus ist sehr effizient und verfügt über vielfältige Ausweichstrategien und Kompensationsmechanismen, die gewährleisten sollen, dass negative Reize sowie Fehlverhalten nicht sofort zu merkbaren, akuten gesundheitlichen Einbußen führen. Häufig kann unser Organismus sogar über einen relativ langen Zeitraum mit „negativen Einflüssen“ gefüttert werden, bevor besagtes Fass überläuft und sich Symptome ausbilden. Symptome können dabei vielfältig sein (vgl. Abbildung 1), je nachdem, wo die individuelle Disposition bzw. „Schwachstelle“ liegt.

Fassgrafik

Abbildung 1: Bevor das Fass überläuft…

Ist unser Immunsystem stark, ist unser Fass groß – es passt viel hinein, bevor es überläuft.

Ist unser Immunsystem geschwächt, merken wir schneller die negativen Auswirkungen.

Zwei Strategien liegen nahe, unser Fass krisensicherer zu machen:

  1. Etwas aus dem Fass nehmen.
  2. Das Fass vergrößern und stabiler machen. 

Beide Strategien können über verschiedene naturheilkundliche Ansätze mit Leben gefüllt werden. In diesem Beitrag möchte ich mich auf die Ernährung als Hebel konzentrieren.

Zu 2: Über die Ernährung können wir gewährleisten, dass den einzelnen Komponenten des Immunsystems die benötigten Baustoffe zur Verfügung stehen. Nur, wenn alle beteiligten Zellen und Strukturen „gut genährt“ und fehlerfrei aufgebaut sind, können sie ihre Funktionen auch ordnungsgemäß ausführen. Wir können den Darm pflegen und stärken und der erwünschten Bakterienflora sinnvolles „Futter“ anbieten, damit sie sich bevorzugt ansiedelt. Eine große Rolle spielt hier auch der Flüssigkeitshaushalt – Wasser bringt als Top-Lösungsmittel nicht nur Nährstoffe zu jeder einzelnen Zelle unseres Körpers, sondern transportiert auch den „Müll“ unseres Organismus, z.B. Stoffwechselendprodukte und andere Belastungen, wieder ab. Ausreichende Trinkmenge (Faustregel: 35 ml pro kg Körpergewicht bei Nierengesunden) ist also Pflicht.
Basenüberschüssige ballaststoffreiche Ernährung (mindestens 5 Hände Gemüse & Obst täglich) aus naturnahen Zutaten aus der Region, frisch gekocht und frisch genossen ist sicherlich ein wesentlicher Erfolgsfaktor in Bezug auf die Nährstoffversorgung und auch die Darmflora.
Besonderes Augenmerk sollte man auf die Vitamine A, C und E sowie Zink und Selen legen, auch um dem Körper dringend benötigte Antioxidantien zur Verfügung zu stellen.
Hochwertige Eiweiße und täglich 1-2 EL qualitativ hochwertiges Leinöl sind empfehlenswert, um Aminosäuren und Fettsäuren anzubieten.
Wer den Darm zusätzlich stärken möchte, tut mit Brottrunk (1 Glas täglich) und Flohsamenschalen oder Leinsaat (1-2 EL täglich – gut dazu trinken!) etwas Gutes!

Zu 1: Wir sollten insbesondere beachten, dass wir über unsere Ernährung keine schädigenden Substanzen zuführen. Dabei gilt es z.B., Stoffe zu meiden, die nachweislich den Darm belasten. Weiterhin sollten Stoffe gemieden werden, die nachweislich eine Übersäuerung fördern. Wir sollten zudem zusehen, dass die Belastungen durch Umweltgifte möglichst gering bleiben, sofern dies in unserem Einflussbereich liegt.
Dies können wir gewährleisten, indem wir möglichst naturnah essen. Frisch Gekochtes aus frischen, qualitativ hochwertigen Zutaten aus der Region bietet die Sicherheit, dass man nicht nur weiß, was in der Nahrung enthalten ist. Auch ist die Nährstoffdichte der aufgenommenen Lebensmittel im Zweifelsfall höher als bei Fertiggerichten oder Supermarktware.
Je weiter Lebensmittel von der Natur entfernt sind (raffiniert, industriell verarbeitet, angereichert, …), desto weniger ist die Nahrung in der Lage, unseren Organismus auch zu nähren.
Zucker, Alkohol, Fertignahrung, raffinierte Mehle, aber auch Glutenhaltiges oder Kuhlmilchprodukte sind keine empfehlenswerten Nahrungsmittel für gesundheitsbewusste Menschen, die Darm und restlichen Körper schonen wollen.
Genussgifte sollten generell nur punktuell zum Einsatz kommen.
Eine basenüberschüssige (v.a. über Gemüse und Obst) Ernährung hilft, Übersäuerung zu vermeiden.

Die genannten Punkte sind als ganz einfache, allgemeingültige Ansätze gedacht, über Ernährung das Immunsystem auf Vordermann zu halten oder zu bringen bzw. ihm zumindest nicht zu schaden.

Mehr geht natürlich immer – gesunde Ernährung kann in letzter Konsequenz nur individuell und typgerecht definiert werden. Jeder Organismus verwertet ein und dieselben Nahrungsmittel unterschiedlich und profitiert ggf. von den Eigenschaften ganz unterschiedlicher Lebensmittel.
Auch können nur bei individueller Betrachtung die ganz persönlichen „Baustellen“ und Hemmschuhe mit in eine Empfehlung einfließen.

Bei Interesse gibt es wie immer mehr Informationen zu diesem Thema bei mir!

Literatur:
Leitzmann, Claus et al.: „Ernährung in Prävention und Therapie. Ein Lehrbuch.“ 3., vollst. überarb. und erw. Aufl. 2009.

Pschyrembel, Willibald: „Pschyrembel Klinisches Wörterbuch“. 266. Aufl., De Gruyter 2014.
Ursinus, Lothar: „gesund & aktiv. Das Stoffwechselprogramm. 9. Aufl., Schirner 2015.