Wenn der Darm die Mastzellen triggert – SIBO, IMO und Fehlbesiedlungen als Auslöser

von: Gabriela Hoppe
| 1. November 2025

Viele Betroffene mit Verdauungsproblemen, Blähbauch oder wechselndem Stuhl hören irgendwann die Diagnose „Reizdarm“. Doch häufig steckt dahinter kein nervöser Darm, sondern ein überfordertes Immunsystem – genauer gesagt: überaktive Mastzellen (MCAS), die durch Störungen im Darm ständig in Alarmbereitschaft geraten. Oder es liegt eine Histaminabbaustörung („Histamin-Intoleranz“) vor.

Der Darm als Schaltzentrale des Immunsystems

Histamin und Mastzellen verstehen und beruhigen mit Dr. Gabriela Hoppe | Erfolg durch ganzheitliche Regulation | Reizdarm- und Stoffwechselspezialistin & Heilpraktikerin - Bild by CanvaEtwa 80 Prozent unseres Immunsystems befinden sich in der Darmschleimhaut. Hier sitzen unzählige Mastzellen. Das sind Wächterzellen, die auf auffällige Veränderungen reagieren. Gerät der Darm aus dem Gleichgewicht, etwa durch eine Fehlbesiedlung, Entzündung oder geschwächte Schleimhaut, werden diese Zellen dauerhaft stimuliert.

Mastzellen schütten Histamin und andere Entzündungsmediatoren aus, um den Körper zu schützen. Wird die Reizung jedoch chronisch, bleiben sie aktiv und das kann sich überall im Körper bemerkbar machen: im Verdauungstrakt, an der Haut, in den Atemwegen oder im Nervensystem.

Fehlbesiedlungen als Mastzell-Trigger

Ein häufig übersehener Auslöser für Histamin- und Mastzellen-Probleme ist die Dünndarmfehlbesiedlung, kurz SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) oder ihre Variante IMO (Intestinal Methanogen Overgrowth). Dabei wandern Bakterien oder bakterienähnliche Mikroben in den Dünndarm, wo sie normalerweise nicht (oder zumindest nicht in der hohen Anzahl) vorkommen.

Diese Mikroben siedeln sich in übermäßiger Zahl an und produzieren Gase, Toxine und Stoffwechselprodukte, die die Darmschleimhaut reizen. Die Folge:

  • Entzündungen und eine erhöhte Durchlässigkeit der Barriere (Leaky Gut Syndrom oder degenerative Darmbarriestörung)
  • Aktivierung des Immunsystems und der Mastzellen (MCAS)
  • Freisetzung von Histamin, Prostaglandinen und Zytokinen

So entsteht ein Teufelskreis: Entzündete Schleimhäute, gestörte Verdauung, neue bakterielle Reize und immer wieder Alarm im Immunsystem.

Typisch sind Symptome wie Blähbauch, Druckgefühl, unregelmäßiger Stuhlgang, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder das Gefühl, „auf alles zu reagieren“. Bei vielen meiner Patientinnen und Patienten bessern sich diese Symptome deutlich, sobald die Fehlbesiedlung gezielt behandelt und die Schleimhaut und das Mikrobiom stabilisiert werden.

Wie Fehlbesiedlungen Mastzellen langfristig reizen

Bei bestimmter bakterieller Aktivität entstehen kleine Mengen Lipopolysaccharide (LPS). Das sind Stoffe aus der Zellwand gramnegativer Bakterien. Gelangen sie durch eine undichte Schleimhaut in den Blutkreislauf, aktivieren sie das Immunsystem massiv. Mastzellen reagieren darauf besonders empfindlich: Sie setzen Histamin frei, die Gefäße erweitern sich, Entzündungsprozesse nehmen zu.

Auch die bakterielle Gasproduktion spielt eine Rolle. Methan wirkt lähmend auf die Darmbewegung, Wasserstoff fördert Blähungen und Druck und beide führen zu einer verlangsamten Entleerung des Darms. Dadurch verweilen Nahrungsreste länger, gären und bilden weitere Triggerstoffe.

Der Einfluss von Stress und Nervensystem

Das Nervensystem ist eng mit den Mastzellen verbunden. Dauerstress, Angst, Schlafmangel oder Überforderung aktivieren die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse. Dabei werden Cortisol und Adrenalin freigesetzt, die Mastzellen zusätzlich reizen. Viele Betroffene spüren, dass Beschwerden sich in Stressphasen verstärken. Das ist kein Zufall, sondern ein klarer biologischer Mechanismus.

Eine stabile Darmbarriere, regelmäßige Mahlzeiten, bewusste Pausen und Techniken zur Stressregulation helfen, diesen Kreislauf zu unterbrechen. In meinem Onlineprogramm ist dies fester Bestandteil der Säule 6 „Nervensystem-, Vagusnerv- & Stressregulation“.

Nährstoffmängel und Entgiftungsleistung

Damit Mastzellen ruhig bleiben, muss der Körper ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt sein. Besonders wichtig sind:

  • Vitamin B6 (die bioaktive Form), Kupfer und Zink für die Aktivität der DAO
  • Vitamin C und Mangan für den Histaminabbau
  • Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien zur Entzündungsreduktion

Achtung: Das sind nur die wichtigsten Mikronährstoffe, die direkt mit dem Histamin-Stoffwechsel in Verbindung stehen. Letztlich gilt es, einen kompletten Nährstoffstatus sowie eine Analyse des Stoffwechsels durchzuführen, um den Körper mit allem zu versorgen, was er zur optimalen Funktion benötigt.

Hör dir gerne meine Podcastfolge „Reizdarm & Laborwerte: Klarheit im Blut“ an (Folge 123), in der ich mit Nährstoff-Expertin Dr. Helena Orfanos-Boeckel dieses spannende Thema ausführlich erörtere!

Auch die Leber spielt eine Schlüsselrolle. Sie bildet das Enzym HNMT, das intrazelluläres Histamin innerhalb der Gewebe abbaut. Ist sie überlastet, etwa durch Toxine, Medikamente oder Stoffwechselstress, bleibt Histamin länger aktiv und Mastzellen werden erneut gereizt.

Ganzheitliche Behandlung: Die 6 Säulen in der Praxis

Um Mastzellen nachhaltig zu beruhigen, braucht es einen parallelen, ursachenorientierten Ansatz. In der Praxis setze ich auf mein 6-Säulen-Programm:

  1. Primärerkrankung behandeln : also Fehlbesiedlungen, Infektionen oder Entzündungen identifizieren und regulieren.
  2. Stoffwechsel reparieren und Ernährung anpassen: histaminarm, entzündungshemmend, individuell verträglich – und so kurz wie möglich.
  3. Darmgesundheit herstellen: Schleimhaut regenerieren, Darmbarriere stärken, Mikrobiom regulieren, histaminfreundliche Probiotika einsetzen.
  4. Mikronährstofftherapie: gezielte Laboranalyse und individuelle Supplementierung.
  5. Entgiftungs- und Ausleitungsapparat optimieren: Leber, Niere und Lymphe entlasten.
  6. Nervensystem und Stressregulation: Vagusnerv stärken, Hypnose, Atemübungen, Entspannung.

Diese Kombination wirkt deutlich besser (und vor allem ursächlich und nachhaltig) als eine rein symptomatische Behandlung mit Antihistaminika oder restriktiver Diät.

Ernährung bei Mastzellaktivierung

Eine histaminarme Ernährung kann die Beschwerden anfangs lindern, sollte aber nicht zu streng oder dauerhaft werden. Entscheidend ist Frische: je weniger gelagert, gereift oder fermentiert ein Lebensmittel ist, desto geringer die Histaminbelastung.

Günstig sind frisches Fleisch, fangfrischer Fisch, Gemüse wie Brokkoli, Zucchini, Kürbis, Karotten und Salat, sowie gut verträgliche Obstsorten wie Äpfel oder Birnen. Achte auf ausreichende Eiweißzufuhr, gesunde Fette und ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren.

Histaminfreundliche Probiotika (z. B. Bifidobacterium longum oder Lactobacillus rhamnosus) unterstützen den Wiederaufbau des Mikrobioms, während histaminbildende Stämme wie Lactobacillus reuteri oder casei vermieden werden sollten. Ich führe dir geeignete Stämme in meinem Histamin-Ratgeber auf, den du dir für 0,- EUR herunterladen kannst.

In den von mir konzipierten Produkten von Maxxprosion verwende ich ebenfalls Zutaten, die bei histaminarmer Ernährung geeignet sind und setze auf die Bakterienstämme, die ich im Histamin-Ratgeber benenne.

Fazit

Mastzellen reagieren nicht zufällig über. Sie sind ein Spiegel dessen, was im Darm passiert. Fehlbesiedlungen, Nährstoffmängel, Stress oder eine geschwächte Barriere sind die wahren Auslöser vieler sogenannter Reizdarm- und Histamin-Probleme. Wenn du den Darm beruhigst, beruhigst du auch das Immunsystem.

Ziel ist kein Leben in Vermeidung, sondern ein Körper, der wieder in Balance reagieren kann.

Weiterführende Ressourcen